ZfU007 Getauft, oder zehn gute Gründe für das wahre Leben

Predigt in der Osternacht am 8. April 2023 in der Kathedrale St. Sebastian in Magdeburg

Röm 6, 3-11

Liebe Geschwister!
Liebe Katharina, lieber Ronald, Lieber Benny, Lieber Christian!

Warum ist es gut getauft zu sein? Warum solltet Ihr weiterhin als Christenmenschen leben wollen? Warum solltet Ihr um die Taufe bitten? Warum um die Firmung, um tiefer Teil der Kirche zu sein? Was spricht dafür, wo doch so viele Menschen zu anderen Schlüssen kommen und auch Konsequenzen ziehen? Und: Was ist in einem Leben als getaufter Mensch anders als in einem Leben eines Menschen, der nicht getauft ist? Gibt es da vielleicht einen anderen Sinn, ein anders Ziel?

Diese Fragen stellen sich jedem Christenmenschen – gerade, wenn wir nachher unser Taufversprechen erneuern. Und sie stellen sich ganz bestimmt den vier Menschen unter uns, die sich gleich für diesen Glauben in Taufe und Firmung entscheiden und als Christen leben wollen. Was also spricht dafür? Und: Was ist nachher anders als vorher?

Eine erste Antwort

Eine erste Antwort auf diese Fragen bietet die Lesung, die wir vorhin aus dem Römerbrief gehört haben. Paulus hat vor, nach Rom zu reisen, und schickt der Gemeinde dort einen Brief  voraus, in dem er sein Verständnis vom Glauben darlegt. In diesem Brief geht es viel um Gnade und Erlösung, es geht um Glauben und Vertrauen, es geht um Tod und Leben. So auch in dem kleinen Ausschnitt, den wir gehört haben. Paulus erinnert die Christenmenschen in Rom an ihre Taufe. Er versteht Taufe als ein Geschehen, dass einen Menschen ganz in die Gemeinschaft mit Christus hineinnimmt. Und diese Gemeinschaft ist so tiefgehend, dass sie auch Tod und Auferstehung einschließt. Der Christus Jesus ist gestorben und das verbindet ihn mit jedem vom uns … den wir werden einmal sterben, wir erleben es ja selbst immer wieder, dass Menschen von uns gehen. Für Paulus ist das Sterben eine Konsequenz daraus, dass der Mensch nicht mehr in den paradiesischen Umständen der Unschuld lebt. Und dieses urmenschliche Schicksal der Sterblichkeit teilt Jesus mit seinem Tod – das haben wir gerade gestern am Karfreitag erinnert. Aber der Tod Jesu ist – und dieses Wunder feiern wir heute Nacht – nicht das letzte Wort: Er ist auferstanden! Nach dem Tod geht es weiter!

Und für Paulus, das schreibt er den Menschen in Rom, ist ein Christenmensch durch die Taufe in dieses Geschehen von Tod, Grab und Auferstehung mit hineingenommen: Tod – „wir sind auf seinen Tod getauft worden“ (Röm 6,3a), so schreibt Paulus; Grab – „wir sind ja mit ihm begraben worden“ (Röm 6,4a); Auferstehung – „damit auch wir … in der Wirklichkeit des neuen Lebens wandeln“ (Röm 6,4c). Das ist das Glaubensbekenntnis, dass Paulus der Gemeinde in Rom und auch uns hier gegenüber ablegt. Für Paulus hat dieses Bekenntnis auch eine Konsequenz – er schreibt den Römern: „So begreift auch ihr euch als Menschen, die für die Sünde tot sind, aber für Gott leben in Christus Jesus.“ (Röm 6,11) Für Paulus verändert die Taufe das Leben und den Lebensstil.

Wir selbst stehen vor der Herausforderung, diesem Bekenntnis zu trauen und – vermutlich ist das sogar die größere Herausforderung – unser Leben darauf auszurichten.

Ich glaube, uns alle verbindet vielleicht die Frage: „Bis Du der Mensch, der das Leben liebt und gute Tage zu sehen wünscht?“  (Vgl. Benediktusregel Prol 15). Es ist der Wunsch ein gutes Leben zu führen – ohne Angst und in Sicherheit. Und möglicherweise möchtest Du diese Frage bejahen. Vielleicht möchtest Du antworten: Ich bin dieser Mensch! Dann genügt für dieses Leben, wie es in einer Taufunterweisung aus der frühen Kirche heißt: „Willst du wahres und unvergängliches Leben, bewahre deine Zunge vor Bösem und deine Lippen vor falscher Rede! Meide das Böse und tu das Gute; suche Frieden und jage ihm nach!“ (Benediktusregel Prol 17) Es geht wohl darum: gut zu sprechen, die Wahrheit zu sagen, Gutes zu tun und nicht Böses, den Frieden zu suchen. Das können Marker dafür sein, dass unser Leben nach der Taufe anders ist als vorher. Zugleich ist darin so viel Potential enthalten, dass unser Leben gut wird. Wenn wir uns darauf einlassen: Gutes tun und den Frieden suchen.

Ein Priester, der im vierten Jahrhundert in Antiochien Menschen auf die Taufe vorbereitet hat, hat in seiner Predigt in der Osternacht[1] des Jahres 388 zehn Wirkungen aufgezählt, die sich aus der Taufe ergeben und die das Leben eines Christenmenschen prägen können. Diese zehn Wirkungen stehen für dieses gute, wahre Leben. Für diesen Priester, er hieß Johannes, war die Taufe ein großes Geschenk.

Denn die Taufe bedeutet Freiheit, Heiligkeit und Gerechtigkeit, die den getauften Menschen offenstehen – als ein Sinnbild dafür, dass das gute Leben tatsächlich möglich ist: frei zu sein von Blockaden und Zwängen; orientiert an dem Heiligen, Heilsamen; in einem Leben, in dem wir das Richtige tun. Der Priester Johannes spricht dann auch von der besonderen Beziehung, die die Getauften zu Gott dem Vater und zu Christus haben: Ihr seid Söhne und Töchter Gottes, Ihr seid Erben, Ihr seid Geschwister Christi, seine Miterben, seine Glieder und sein Tempel. Die Taufe stellt uns in eine große Nähe zu Gott: an uns ist eigentlich nur, dazu ja zu sagen und dieses Angebot eines guten, wahren Lebens anzunehmen. Ja dazu zu sagen, dass Gott Dich annehmen will, dass er Dich lieben will, dass er Dir Zukunft schenken will.

Ja dazu sagen, dass Gott Dich annehmen will, dass er Dich lieben will, dass er Dir Zukunft schenken will.

Das waren neun Wirkungen der Taufe. Die zehnte Wirkung ist nach diesem Priester Johannes: Werkzeug des Geistes zu sein. Mit seinem Geist wirkt Gott in diese Welt hinein, und mitten in das alltägliche Leben. In Dein Leben, in Dein Leben, in Dein Leben, und hoffentlich auch in mein Leben. Er möchte durch seinen Geist diese Welt zum Guten führen, zu einem Ort des Friedens und der Geschwisterlichkeit. Dazu nimmt er uns alle durch die Taufe in den Dienst – damit wir seine Werkzeuge in dieser Welt sind. Denn Werkzeuge dieses heilsamen Geistes sind wir, wenn wir einen trauenden Menschen begleiten und trösten; Werkzeuge dieses heilsamen Geistes sind wir, wenn wir Menschen helfen, einen Streit zu beenden; Werkzeuge dieses heilsamen Geistes sind wir, wenn wir einen Menschen in seiner Gebrechlichkeit pflegen; Werkzeuge dieses heilsamen Geistes sind wir, wenn wir helfen, einem jungen Menschen erwachsen zu werden. Und … und … und … Es ist an uns, einfach zu handeln, wie es dem Geist Christi entspricht.

So gibt es zehn Wirkungen der Taufe, die eigentlich zehn gute Gründe sind, die für die Taufe sprechen. Ausgehend von Tod und Auferstehung Christi – woran uns Paulus erinnert hat – hin zu einem Leben, das daran mitwirkt, diese Welt ein wenig besser zu machen.

Die Getauften sind Sterne

Liebe Katharina, lieber Ronald, Lieber Benny, Lieber Christian!
Liebe Geschwister!

Dieser Priester Johannes in Antiochien galt zu seinen Lebzeiten als guter Prediger, deshalb erhielt er der Beinamen „Chrysostomos“ – „Goldmund“. Dieser Johannes Chrysostomos fand für die Neugetauften – und eigentlich gilt das für alle Getauften – ein sehr poetisches Bild. Für ihn waren die Getauften … Sterne. Sie seien Sterne, die auch auf der Erde leuchten und die auch am Tag sichtbar bleiben. Während die Sterne des Himmels von der Sonne überstrahlt werden, leuchten die Sterne der Getauften auch am helllichten Tag in diese Welt hinein.

Wenn gleich die Taufe geschieht, dann erleben wir das Wunder der Geburt neuer Sterne!

Amen. Halleluja.

Musik von Ronald Kah (Happy Intro)Web: https://ronaldkah.de

Foto von João Jesus: https://www.pexels.com/de-de/foto/selektives-fokusfoto-einer-roten-tulpenblume-2480072/


[1] Vgl.: Johannes Chrysostomos, Taufkatechese 1/4.