ZfU006 Einfluss, oder wie gute Taten die Welt verändern

Predigt am 4./5. Februar 2023 in der Kathedrale St. Sebastian in Magdeburg

Jes 58,7-10 und Mt 5,13-16

Was haben Lisa und Lena Mantler, Pia Wurtzbach und Pamela Reif gemeinsam? Sie alle stehen für erfolgreiche Kanäle von Influencern, die sich auf Plattformen wie Instagram, TikTok oder Youtube engagieren und mit der Produktion von Werbung ihren Lebensunterhalt verdienen. Menschen, die ihnen im Internet folgen, geben sie Einblicke in ihr Leben. Sie erzählen Geschichten, manches auch belangloses. Sie greifen dabei Themen auf, die für ihre Zuschauerinnen und Zuschauer interessant sind. Damit unterhalten sie ihre Followers. Und zugleich haben sie einen gewissen Einfluss auf sie: Sie empfehlen ihren Zuschauerinnen und Zuschauer Produkte, die diese dann gerne bereit sind, auch zu erwerben. Das spricht für den Einfluss dieser Influencers und ihren Erfolg als Werbemenschen. Ihre Zuschauerinnen und Zuschauer orientieren sich an ihnen und übernehmen gegebenenfalls Einstellungen, die ihnen angeboten werden. Oder die Followers werden in ihren Einstellungen durch die Influencer bestärkt. Vielleicht empfinden die Followers ihre Influencer und das, was diese sagen, als Salz und Licht ihres Lebens. Allein die schiere Zahl der Menschen, die ihnen folgen, spricht für den Einfluss, den die Influencer haben. Nur um eine Zahl zu nennen: Lisa und Lena Mantler, Pia Wurtzbach und Pamela Reif haben zurzeit gemeinsam circa 44.000.000 Followers. Das ist kein unbedeutender Einfluss.

Über Einfluss handelt auch das Evangelium des heutigen Sonntages.

Über Einfluss handelt auch das Evangelium des heutigen Sonntages. Jesus spricht seinen Jüngerinnen und Jüngern zwei Dinge zu: „Ihr seid das Salz der Erde“ (5,13a) und „Ihr seid das Licht der Welt.“ (Mt 5,14a) Mit beiden Bildern sagt er, dass sich das Leben der Jüngerinnen und Jünger in der Welt auswirken soll. Das Bild des Salzes spricht davon, dass dort Geschmack sei, wo das Leben fade ist. Das Bild vom Licht auf dem Leuchter davon, dass dort Helligkeit sei, wo das Leben dunkel ist. Und Jesus erinnert seine Zuhörer daran, dass das Licht auf den Leuchter steht und nicht verdeckt sein soll. Es soll leuchten, damit es von anderen gesehen werden kann. Wir könnten auch sagen: Christenmenschen sollen die Welt beeinflussen – sollen Influencer Gottes sein. Aber wodurch soll sich dieser Einfluss auswirken?

Christenmenschen sollen die Welt beeinflussen – sollen Influencer Gottes sein

Jesus spricht im Evangelium von heute von guten Taten. Interessanterweise ist hier nicht die Rede davon, gut zu verkünden. Nein, seine Zuhörerinnen und Zuhörer sollen gute Taten tun. Es geht hier um ganz praktische Dinge. Und das macht einmal mehr Sinn, hatte er doch gerade eben noch in den Seligpreisungen die Armen, die Trauernden, die Sanftmütigen, die nach Gerechtigkeit Hungernden und Dürstenden, die Barmherzigen, die reinen Herzens Seienden, die Friedensstifter und die Verfolgten seliggepriesen. (Vgl. Mt 5,3-10) Mit diesen Seligpreisungen hat er die Werte dieser Welt ein wenig auf den Kopf gestellt. Indem er die Benachteiligenden seligpreist, weil ihnen Heil geschenkt wird. Den Benachteiligten wendet sich Gott zu. Und wenn Jesus nun unmittelbar im Anschluss vom Salz der Erde und vom Licht der Welt spricht, dass die Christenmenschen sind, dann möchte Jesus auch auf seine Followers Einfluss nehmen: Haltet euch nicht zurück, sondern nehmt Einfluss, damit diese Welt besser wird, damit mehr Heil in ihr ist. Und dieser Einfluss zeigt sich in der Tat. Der Einfluss zeigt sich in der guten Tat.

Welche Taten können das sein? Der Prophet Jesaja, den wir eben auch gehört haben, macht uns da einige Vorschläge. „Brich dem Hungrigen dein Brot“ … „Nimm obdachlose Arme ins Haus auf“ … „Bekleide Nackte“ … „Entziehe dich nicht deiner Verwandtschaft“ … „entferne Unterjochung aus deiner Mitte“ (Vgl. Jes 58,7.9) – Und der Prophet spricht hier nicht abstrakt, sondern ganz konkret, was „Unterjochung entfernen“ heißt: „Zeige nicht mit dem Finger auf einen anderen und rede niemanden übel nach.“ (Jes 58,9cd) Das Bloßstellen und üble Nachrede sind auch Formen von Unterjochung. In der Welt des Internets nennt sich das dann Shitstorm. In der analogen Welt nennt sich das Klatsch.

Und der Prophet spricht hier nicht abstrakt, sondern ganz konkret, was „Unterjochung entfernen“ heißt: „Zeige nicht mit dem Finger auf einen anderen und rede niemanden übel nach.“ (Jes 58,9cd) Das Bloßstellen und üble Nachrede sind auch Formen von Unterjochung. In der Welt des Internets nennt sich das dann Shitstorm. In der analogen Welt nennt sich das Klatsch.

Das alles sind konkret mögliche gute Taten. Und diese Taten haben eine konkrete Folge. Der Prophet sagt auch: „Dein Licht wird hervorbrechen wie das Morgenrot. Und deine Heilung wird schnell gedeihen.“ (Jes 58,8) Und: „Dann geht im Dunkel dein Licht auf. Und deine Finsternis wird hell wie der Mittag.“ (Jes 58,10cd). Der Weg zum heilen Menschen, scheint über die guten Taten zu führen, die wir anderen angedeihen können. Dann werden die Menschen auch diese Seligkeit erlangen, von der Jesus in der Bergpredigt spricht.

Vielleicht ahnte Jesus, dass man sich da schnell darunter hinwegducken kann, und hat deswegen diese Rede vom Salz, das den Geschmack verliert, und von dem Licht, das man nicht sieht, gesagt. Und eines sollte uns als Christenmenschen sehr nachdenklich machen: Denn eine Folge davon, wenn ich ein Gefäß über ein Licht stülpe, ist: Dieses Licht verlöscht – es hat keine Zukunft.

Christliches Leben – das Zukunft haben will – braucht gute Taten

Christliches Leben – das eine Zukunft haben will – braucht wohl diese guten Taten. Es braucht die innere Haltung, das Wohl der anderen zu suchen. Damit das, was unser Leben hell macht, auch das Leben anderer heil macht. Damit, dass, was das Finstere bei uns wegnimmt, auch anderen leuchten kann. Das Evangelium soll das Leben der Menschen ganz konkret beeinflussen.

Ich glaube, die Texte, die wir heute gehört haben, geben uns viele Anregungen dafür, wie wir – Du und ich – anderen Licht sein können, welche guten Taten wir tun können. Was diese gute Tat für uns ganz genau ist, wird jede und jeder nach den eigenen Möglichkeiten herausfinden müssen. Doch der springende Punkt dürfte sein, ob ich bereit bin, mein Licht auf den Leuchter zu stellen; ob du bereit bist, dein Licht auf den Leuchter zu stellen. Damit das Leben der anderen hell wird. Dann kann auch diese Botschaft, die uns trägt, Einfluss nehmen und wir sind dabei die Influencer – die Influencer Gottes.

Musik von Ronald Kah (Happy Intro)Web: https://ronaldkah.de

Foto von Plann: https://www.pexels.com/de-de/foto/person-die-die-smartphone-anwendung-verwendet-4549408/

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